Stadthagen, 08.05.2013. Das Mehrgenerationenhaus Schaumburg widmet der Lebenssituation von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen besondere Aufmerksamkeit. Ein Ziel der Angebote zu diesem Thema ist es, die Rahmenbedingungen für das „Leben mit Demenz in der Kommune“ zu verbessern.
Mit einer neuen „Initiative Demenz und Kultur“ beginnt das Zentrum jetzt Bundesländer übergreifend ein Kultur- Projekt mit Partnern aus Nordrhein-Westfalen. Beteiligt sind der Generationen-Treff mit dem Senioren-Experten-Team in Enger und der Verein Leben mit Demenz, Alzheimer-Gesellschaft Minden-Lübbecke, in Minden. Die neue Netzwerkarbeit verbindet einen modernen Medieneinsatz mit Angeboten der Multiplikatoren-Fortbildung und kulturellen Veranstaltungen. Die drei Projekt-Partner arbeiten seit Jahren mit Demenzbetroffenen und pflegen seit zwei Jahren einen fachlichen Austausch.
Das neue Kooperationsvorhaben wurde von der Jury der Robert-Bosch-Stiftung unter 155 Bewerbungen in die engere Auswahl genommen und befürwortet. Es wird für 18 Monate im Rahmen des Programms „Menschen mit Demenz in der Kommune“ gefördert und mit Unterstützung des Aktion Demenz e.V. realisiert. Das Kultur-Projekt soll „die Demenz in einem lokalen Umfeld und als gesamtgesellschaftliches Thema aufgreifen und zivilgesellschaftliche Aktivitäten zur Begleitung, Beteiligung und Entlastung von Menschen mit Demenz und deren Angehörigen umsetzen“ (s. www.robert-bosch-stiftung.de/demenz und www.aktion-demenz.de).
Anfang Mai fand die Auftakt-Tagung der Aktion Demenz für das dritte Förder-Programm in Bad Nauheim statt. 49 Projekte sind bereits „unterwegs zur demenzfreundlichen Kommmune“. Klaus Strempel, der dort als Projekt-Koordinator für das MGH Schaumburg teilnahm: „Die Vielfalt an Initiativen, die zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit beitragen, Multiplikatoren informieren, Institutionen zur Demenz-begleitenden Öffnung anregen und für einen angemessenen Umgang mit Demenz in der Kommune wirken, ist beeindruckend und ermutigend“. Dabei liegt ein besonderer Akzent darauf, Kooperationen zu stiften und kulturelle Angebote für Demenzbetroffene und ihre Angehörigen erlebbar zu machen.
Genau in diesen Bereichen liegen die beiden Praxis-Bausteine der „Initiative Demenz und Kultur“, das „Forum Demenz und Kultur“ als Internet-Portal für Information und Austausch, und der „Impuls Demenz und Musik“ für ein verstärktes musikalisches Erleben. Sie stärken einen wertschätzenden und respektvollen Umgang mit Demenzbetroffenen und ihren Angehörigen im Gemeinwesen.
Das „FORUM Demenz und Kultur“ stärkt das gemeinsame Handeln auf kommunaler und regionaler Ebene. Als Internet-Portal sammelt es zum einen Informationen von und über Menschen, die künstlerisch ambitioniert tätig sind – als Demenzbetroffene, KünstlerInnen u.a. beruflich künstlerisch Tätige.
Sie sollten über Erfahrung und Engagement verfügen, ihre Kenntnisse weiterzuvermitteln. Zum anderen werden Informationen und Hinweise von und zu Kultur-Institutionen gesammelt, die ihre Angebote gezielt für Demenzbetroffene öffnen, darunter Museen, Kunst-Sammlungen, Galerien, Musikschulen, Konzert-Veranstalter.
Gudrun Pomplun, Leiterin des AK Leben mit Demenz im MGH Schaumburg: „Als modernes, für alle zugängliches Medium macht dieses FORUM interessante Beiträge und Angebote für eine breitere Öffentlichkeit sichtbar, ansprechbar und damit wirksamer“.
Der „IMPULS Demenz und Musik“ bietet die Gelegenheit, gemeinsam mit Demenz- betroffenen die Chancen eines kulturellen Angebotes zu erleben, das aktiviert und zu einer gemeinsamen Lebensgestaltung von Demenzbetroffenen mit ihren Angehörigen und Nicht-Dementen beiträgt.
Hartmut Schilling, Leben mit Demenz, Minden: „Musik bietet Begegnungsmöglichkeiten und Lebensfreude für Menschen mit und ohne Demenz. Es entsteht eine neue Aufmerksamkeit für die Fähigkeiten Demenzbetroffener, Interesse von beruflich Tätigen für Musik-Projekte sowie ein positives Echo in der Öffentlichkeit“.
Für ihr neues Vorhaben nutzen die Projektpartner aus Schaumburg und Ostwestfalen bereits vorhandene Netzwerkstrukturen. So verfügt das Mehrgenerationenhaus in Stadthagen über Erfahrungen mit einer kontinuierlich erweiterten Internet-Präsenz, außerdem hat es vielfältige Kontakte mit KünstlerInnen und Kultur-Einrichtungen. Der Verein Leben mit Demenz in Minden pflegt gute Kontakte zu einer breiten Palette an kulturellen Institutionen, die bereits bei Exkursionen mit Demenzbetroffenen besucht wurden. Der Generationen-Treff in Enger hat mit einem detaillierten Programm-Angebot viele Kontakte zu AkteurInnen der Demenz-Begleitung sowie mit Institutionen in Nordrhein-Westfalen, anderen Bundesländern und Europa.
Alle drei Projektpartner bieten bereits Angebote mit Musik für Menschen mit Demenz an. Durch Chöre, Musik-Vorstellungen und -Workshops, öffentliche Auftritte etc. gibt es Kontakt mit MusikerInnen, Chor-LeiterInnen u.a. im Musik-Leben Aktiven.
Günter Niermann, Generationen-Treff Enger: „Die Beschäftigung mit Demenz nimmt auch für Musikerinnen, Musiker und Musik-Pädagogen zu. Wir freuen uns, dass das Interesse an Vernetzung und Austausch wächst“.
Bei einer gemeinsamen Lesungsreihe der Projekt-Partner in Enger, Minden und Stadthagen war Ende 2012 Helga Rohra zu Gast. Selbst frühdement, brachte die Autorin ihr neues Buch „Aus dem Schatten treten“ 2011 heraus. Rohra drückt ihre Vision einer teilhabegerechten Gesellschaft für Menschen mit Demenz so aus: „Wir träumen von einer Gesellschaft, die Mut macht und diejenigen individuell fördert, die Unterstützung brauchen“ (Lesung im MGH Schaumburg, 06.09.2012).
Die „Initiative Demenz und Kultur“ lädt Interessierte zur Mitwirkung ein, Einzelpersonen, Gruppen, Institutionen. Für jeden weiteren Unterstützer und Förderer der Initiative gibt es einen Song zur Begrüßung! Informationen zum Start des Vorhabens finden sich demnächst auf einer gemeinsamen Internet-Plattform. Zunächst gibt es weitere Details und Ansprechpartner noch bei den drei Projektpartnern: www.enger-menschenfreundliche-kommune.de, www.leben-mit-demz.info, www.altepolizei.de/Leben mit Demenz.
Kontakt für die Medien:
Günter Niermann, Generationen-Treff, Tel. 05224 – 93 75 63
Hartmut Schilling, Leben mit Demenz, Tel. 0571 – 648 35 46
Klaus Strempel, Mehrgenerationenhaus Schaumburg, Tel. 05721 – 89 37 70